Der Enabler in einer narzisstischen Familie
Folgende Themen werden in diesem Artikel besprochen:
- Charaktereigenschaften von Enablern
- Warum sich der Enabler nicht gegen den narzisstischen Missbrauch wehrt
- Typische Aussagen von dem Enabler an den Sündenbock
- Warum der Enabler den Missbrauch, der an dir begangen wird, nicht erkennen kann
Wer ist der Enabler?
Der Enabler ist eine Person, die das missbräuchliche und kontrollierende Verhalten des Narzissten unterstützt und es gutheißt. Sein Leben dreht sich um die Erfüllung der Bedürfnisse des Narzissten.
Ohne einen Enabler würde ein Narzisst nicht weit kommen. Er setzt ihn ein, um sein Gift zu dem abtrünnigen Familienmitglied zu tragen und wenn möglich dieses zurück in sein Einflussgebiet zu ziehen.
Der Narzisst erwartet hundertprozentige Loyalität von seinem Enabler.
Folgende Personen können Enabler sein: Die eigenen Kinder, die Geschwister, ein Kollege, der Chef, ein Freund. Da ich in meinen Videos und in meinem Buch „Narzissmus in der Familie – Untersuchung eines Verbrechens“ das Thema Narzissmus in der Familie behandle und in narzisstischen Familien der Enabler am häufigsten der Ehegatte des narzisstischen Elternteils ist, soll es in diesem Artikel um den Enabler-Ehegatten gehen. Dabei nehme ich in diesem Bericht folgendes Beispiel: Enabler = Vater, Narzisstin = Mutter (es gibt den Fall natürlich auch umgekehrt).
Charaktereigenschaften von Enablern
Der Enabler-Ehegatte ist ein Mensch, der sehr schwache Grenzen hat und der nicht für sich selbst einsteht. Er hat ein niedriges Selbstbewusstsein. Er hat häufig ein sehr gutes Herz, ist gutgläubig und sehr mitfühlend. Der Enabler ist deutlich auf Harmonie bedacht und hält Stress schlecht aus. Solch eine Person kann der Narzisst gut blenden und für seine Zwecke missbrauchen.
Der Enabler…
… erkennt häufig einen Teil des Missbrauchs, der an ihm oder an dem Sündenbock begangen wird, nicht aber den vollständigen.
… steht nicht für die eigenen Kinder auf, wenn diese von der narzisstischen Mutter emotional missbraucht werden. Tut er es doch, wird er dafür getadelt: „Du erziehst die Kinder in einer Blase!“
… wird jahrzehntelang von seiner Frau manipuliert. Er bekommt die Schuld dafür, wenn sich die Kinder nicht in die von der narzisstischen Frau gewünschte Richtung entwickeln. Er bekommt die Schuld daran, dass die Ehe nicht so läuft, wie er es sich wünscht. Dabei wird er im Glauben gelassen, sich nur noch etwas mehr anstrengen zu müssen, damit alles besser wird. Daraus resultiert, dass er sich selbst die Schuld für das missbräuchliche Verhalten seiner narzisstischen Frau gibt. Der Enabler wird auch manipuliert, was die gemeinsamen Kinder betrifft. Vor allen Dingen, wie schlecht doch der Sündenbock sei. Seine narzisstische Frau gaukelt ihm vor, wie sehr sie doch darunter leiden würde, dass das Sündenbockkind aus der Familie ausgebrochen ist. Dabei wird von ihr kein ernsthafter Versuch unternommen, etwas zu klären, geschweige denn sich bei dem Sündenbock für den Psychoterror zu entschuldigen. Für was denn entschuldigen? Narzissten haben doch niemals etwas falsch gemacht!
… ist genauso ein Opfer von narzisstischem Missbrauch, wie es die Kinder sind. Mit dem Unterschied, dass kleine Kinder dem Missbrauch komplett ausgeliefert sind und sich der Enabler psychotherapeutische Unterstützung holen könnte, um das Verhalten seiner narzisstischen Frau in die Schranken zu weisen. Leider erfahren die Kinder durch beide Elternteile Vernachlässigung: Durch den narzisstischen Elternteil sowieso, denn dieser kann seine Kinder emotional nicht adäquat versorgen, im Gegenteil: Er beutet sie emotional aus. Und durch den Enabler: Durch sein Nicht-Eingreifen.
Warum sich der Enabler nicht gegen den narzisstischen Missbrauch wehrt
Der Enabler weiß nicht wie das geht, für sich selbst einzustehen. Er weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden. In aller Regel haben Enabler bereits in ihrer Kindheit narzisstischen Missbrauch erlebt, was sie zum perfekten Opfer für eine toxische Beziehung macht. Und deshalb glaubt er, dass das, was er von seiner narzisstischen Frau empfängt, Liebe sei. Denn das was er heute erlebt, war in seiner Kindheit die einzige Form von Zuwendung, die er bekam.
Typische Aussagen von dem Enabler an den Sündenbock
- „Du bist kaltherzig“, „Du bist egoistisch“, „Du bist verbittert“, „Du kannst nicht vergeben.“ Das sind alles Aussagen, die der Enabler von seinem narzisstischen Ehepartner übernommen hat. Es sind Projektionen des Narzissten, also Eigenschaften, die der Narzisst hat und die er dem Sündenbock zuschreibt. Diese Aussagen werden vom narzisstischen Elternteil getätigt, um Wut von Seiten des Enablers gegen den Sündenbock zu wecken und um sich selbst als das Unschuldslamm darzustellen. Der Enabler glaubt dem Narzissten jedes Wort und attackiert den Sündenbock daraufhin mit genau diesen Sätzen. So wandert das Gift weiterhin direkt in sein Herz, nachdem dieser den Kontakt mit seinem narzisstischen Elternteil abgebrochen hat.
In Wirklichkeit ist es so, dass der Sündenbock vermutlich der Einzige ist, der aus einer narzisstischen Familie zur Vergebung bereit ist. Außerdem: Vergeben tut man für sich. Vergeben bedeutet nicht, dass man sich nicht wehren kann und sich nicht schützen soll.
- „Du solltest dankbar sein für das, was sie für dich tat!“
- „Deine Mutter meint es nur gut.“
- „Sie hat es bestimmt nicht so gemeint.“
- „Geh einen Schritt zurück, dadurch kannst du viel gewinnen.“
- „Nein, ich glaube nicht, dass sie schlechte Absichten hatte.“
- „Du weißt doch wie deine Mutter ist. Nimm es nicht so schwer.“
Warum der Enabler den Missbrauch, der an dir begangen wird, nicht erkennen kann
Oft erkennt der Enabler einen Teil des Missbrauchs, nicht aber den vollständigen. Das ist deshalb so, weil der Enabler sonst das wahre Gesicht des Narzissten erkennen müsste und dazu eben auch den Missbrauch, der an ihm selbst seit Jahrzehnten begangen wird. Der Wahrheit ins Gesicht zu blicken ist natürlich sehr schmerzhaft. Er müsste erkennen, dass er all die Jahre nicht geliebt wurde, sondern ausschließlich benutzt und missbraucht wurde. Unter anderem dafür, den ausgebüxten Sündenbock zurück in die Familie zu ziehen, damit dieser weiterhin missbraucht werden kann.
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